Echostern
Die Augen der grauen Kätzin begannen zu zucken, die Augenlider blinzelten kurz auf, dann war die Anführerin wach. Echostern seufzte kehlig auf, streckte die Vorderpfoten von sich und verharrte in dieser Position. Es war so warm in ihrem Bau. Ihr Blick glitt zum Ausgang, welcher allerdings ebenso wenig beleuchtet war. Und doch konnte man das Tageslicht wahrnehmen, welches am anderen Ende des Tunnels darauf wartete, angesehen und bestaunt zu werden. Ein neuer Tag. Hoffentlich ein guter Tag ohne negative Ereignisse. "Dann mal los.", redete sie sich ein, bäumte ihren Körper auf und sprang dann auf die Pfoten. Die Graue gähnte herzhaft und verließ ihren Bau. Ihr Körper war, wie immer, geduckt und bedacht darauf, die Erdwand nicht zu berühren. Als sie endlich das Ende erreichte, lächelte sie auf. Es war nicht warm und nicht kalt, sehr angenehm. Echostern setzte sich an den Frischbeutehaufen und unterzog sich der morgendlichen Fellwäsche.

"Guten Morgen.", maunzte die Anführerin leicht kalt und blinzelte dem Gefährtenpaar zu. Da war er wieder... dieser Neid. Diese Liebe... Sie schüttelte den Kopf und nahm sich eine kleine Maus, um erstmal etwas zu fressen. Es war immer so. Ein reines Deja-Vue. Jeden Tag aufs Neue. Sie kam aus dem Bau, lächelte und sah dann Drachenklaue oder Blutseele, welche rumschmusten. Wieso konnte Echostern nicht an der Stelle ihrer Stellvertreterin stehen? Wieso gab es niemanden, der sie so mochte, wie Drachenklaue es bei Blutseele tat. Die graue Kätzin schloss die Augen und atmete tief ein, ehe sie sich wieder ihrer Beute zuwandte.

Echostern beendete ihr Mal und fuhr sich mit der rauen Zunge über das Haarkleid. Anschließend erhob sie sich und trottete auf Blutseele und Drachenklaue zu. Sie neigte weder den Kopf, noch nickte sie ihnen zu. "Wenn ihr schon so nutzlos rumsitzen müsst, könnt ihr auch losgehen und für den Clan jagen. Ist ja nicht so, als würde die Beute regnen und wir müssten nichts dafür tun.", befahl sie schroff und zuckte mit dem Ohr. Die Katzen waren es gewohnt, so von ihr angesprochen zu werden. Doch Echostern war nicht immer so. Zwar zeigte sie selten die Art, die andere von ihr verlangten, aber wenn sie es tat, dann in vollen Zügen. Die graue Kätzin wandte sich wieder ab und setzte sich auf eine Felsenplatte um sich der Wärme der Sonne hingeben zu können.

Seufzend sah die Kätzin dem Gefährtenpaar hinterher. Ihre Krallen bohrten sich in das Moos, welches unter ihr weilte. Es sah bereits zerfetzt aus, denn Echostern saß hier oft, wenn sie nachdachte. Und das tat sie am besten, während sie das Moos zerstörte. Sie musste irgendwen verletzen - mag es eine bereits tote Maus sein und eine Beute, die sie tötete. Die Graue vernahm ein Geräusch auf der Lagerlichtung... Taubenfeder. Endlich jemand, dem sie vertraute und den sie liebte... Ihre Ratgeberin und beste Freundin. Für immer. "Hey..", wispelte die Anführerin begrüßend und ging auf die Heilerin zu. Respektvoll und lächelnd neigte sie den Kopf.

"Wie immer. Die Sehnsucht nach Liebe, der Neid auf meine zweite Anführerin...", miaute sie betrübt und setzte sich neben die Kätzin, wessen Fell wieder so seidig wirkte. Echostern war selbst auf diese Kätzin neidisch, weil sie so attraktiv war. Von sich selber konnte sie dies nicht wirklich behaupten... Verlegen leckte sie sich über das Brustfell und schloss die Augen. Wieso musste sie immer so neidisch sein? Konnte sie nicht denken wie jede andere Kätzin im Clan?

"Blutseele trägt ebenso viel Verantwortung über den Clan... wieso muss ich alles übernehmen?", fragte die Kätzin seufzend und erwiderte Taubenfeders Berührung. Sie lauschte ihren Worten und ignorierte gekonnt dieses dankbare Gefühl. "Ich bin weder jung, noch schön. Aber verliebt habe ich mich, da bin ich mir sicher... Ob er nun das selbe empfindet... ich glaube es kaum.", erzählte sie nachdenklich und lehnte sich vorsichtig an die zierliche Heilerin. Echostern war ihr so dankbar dafür, das sie ihr immer wieder Ratschläge gab und stets freundlich.

Echostern schloss die Augen und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen, wessen Hitze auf sie hinabtrieb und die Kätzin in eine Art 'Tagtraum' versetzte. Gerade als die graue Anführerin etwas sagen wollte, vernahm sie eine Stimme. "Oh je... Echostern, ruhig bleiben.", stichelte sie in Gedanken, drehte sich dann um und forcierte ein krampfhaftes Lächeln. "Ganz und gar nicht.", raunte sie nervös, zuckte mit dem Ohr und setzte sich etwas von Taubenfeder weg, damit Flammensturm den Platz einnehmen konnte. Immer wieder fragte sie sich, ob er wusste, wie sie empfand. Echostern schmunzelte, lächelte dann wieder, nun etwas ruhiger und fragte: "Wie war die Nacht?"